Geschichte Rembrückens
Von der ersten Erwähnung bis zur Selbständigkeit
Im Jahre 2018 feiert Rembrücken das 750. Jahr seiner Ersterwähnung; als Geburtsschein wird eine Urkunde vom April 1268 angesehen. In diesem Dokument bezeugt ein Hartliebus Bunner im Kloster Seligenstadt, dass er sich verpflichtet, aus seinem Hof in „Rintbrucken“ alljährlich 1/8 Maß Weizenmehl (= 120 Liter) an das Kloster Patershausen zu schenken, um im Bereich des Klosters bestattet zu werden.
Die Urkunde, bzw. deren Abschrift ist ebenso wie der (übersetzte) Text ein hübsches Zeitdokument, das hier abgebildet sein soll:
Urkunde vom April 1268
Eine Übersetzung des Urkundentextes lautet:
Allen Christ-Gläubigen sei dies zur Einsicht geschrieben. Die gesegnete Schwester Äbtissin und der gesamte Konvent der Nonnen in Patershausen im Heiland allen Heils.
Alle mögen davon Kenntnis nehmen, die Zeitgenossen, wie alle Nachfahren, dass Hartlibus, seligen Gedenkens, genannt Bunner, bei uns bestattet, Jahr für Jahr und in den folgenden Jahren unter Eides mit der vereinenden Hand seiner Gattin, unserer Kirche 1/8 Maß (=120 Liter) Weizenmehl von seinem Hof in Rintbrucken um das Fest Martini für dauernd zugewiesen hat.
Dafür sind Zeugen:
Arnuldus, der einst stellvertretende Herr, Burchardus, sein Bruder, der Verwalter, und ebenso Arnuldus und Hermannus, genannt Bunner, die Brüder des vorgenannten Hartlibus, und noch mehrere der Glaubwürdigkeit würdige. Und damit die Erinnerung an diese Tat nicht schwindet, haben wir das gegenwärtige Schreiben mit dem Siegel der heiligen Kirche zu Seligenstadt zur Beglaubigung sicherndes geführt.
Gegeben im Jahre des Herrn 1268 in Seligenstadt in der Oktav nach Ostern, des Abtes Hermann in Seligenstadt. 12. April 1268
Siegel mit dem Geweih eines Zwölfenders
Nach Recherchen des Heimat-und Geschichtsvereins Weiskirchen findet sich der Name von Vertretern der Edelleute Bunner (Bunnre) in mehreren Dokumenten mit Bezug auf unterschiedliche Orte wie Rembrücken, Weiskirchen, Babenhausen oder Seligenstadt.
Interessant ist, dass der für Rembrücken bedeutende Hartliebus Bunner sowie Burchardus von Weiskirchen (ehemaliger Vogt) das abgebildete Siegel mit dem Geweih eines Zwölfenders zum Siegeln von Urkunden benutzten.
1378 starb der letzte Vertreter dieses einflussreichen Geschlechts, der Landbesitz fiel an die Grafen von Hanau.
Um 1300 ging das Hofgut Rembrücken in den Besitz des Lutzo von Urberach über, seine Witwe Elsbeth verkaufte Rembrücken am 21. April 1322 an das Kloster Seligenstadt;
Allerdings behielten auch das Kloster Patershausen und das Deutschherrenhaus Frankfurt noch Anteile. Von letzterem Orden wurde in dieser Zeit auch das Areal um die Deutschherrenwiese gerodet. Das Kloster Seligenstadt teilte Rembrücken in einen Oberhof und einen Unterhof.
Schwierig einzuordnen ist eine Urkunde aus dem Jahre 1325, wonach Beatrix, die Witwe des Ulrich Bunner alljährlich eine Schenkung von Roggen an das Kloster Schmerlenbach (bei Aschaffenburg) gelobte; die Familie Bunner hatte offensichtlich noch Besitz in Rembrücken.
In den folgenden 200 Jahren gab es mehrere Besitzerwechsel der beiden Höfe; über das Leben der Menschen erfahren wir nichts. Erst aus einer Liste zur Erhebung der sogen. Türkensteuer können wir uns ein Bild über den Zustand des Dorfes machen. (Die Türkensteuer wurde von Deutschen Reich erhoben, um den Feldzug der vordringenden Osmanen zu bremsen). Gemäß dieser vom Heimat- und Geschichtsverein Weiskirchen aufbereiteten Liste besaßen 16 namentlich aufgeführte Bürger insgesamt ein steuerpflichtiges Vermögen von annähernd 7000 Gulden.
Auszug aus der Steuerliste für Rembrücken
Weitere Namen in der Liste sind Sonn, Kern, Weitz, Rieb, Kethern, Conrad und Werner; diese Namen sind nach den Ereignissen des 30-jährigen Krieges nicht mehr anzutreffen.
Eine Einwohner-Zählung im Jahre 1580 ergab für Rembrücken 100 Bewohner; der Ort hatte sich unter den verschiedenen Besitzern offensichtlich recht gut entwickelt.
Die große Katastrophe kam mit dem 30-jährigen Krieg, so dass eine Zählung im Jahre 1638 nur noch 17 Menschen ergab, die unter erbärmlichen Umständen am Leben geblieben waren. Die gleiche Bestandsaufnahme ergab für Hainhausen noch 7, für Weiskirchen 22 Einwohner.
Der aus Wallonien stammende Abt des Klosters Seligenstadt wurde daraufhin vom Landesherren, dem Mainzer Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn, beauftragt in seiner Heimat Neubürger anzuwerben. Diese bekamen ein Stück Land und wurden für zwei Jahre von Abgaben, Wach- und Frondiensten befreit. Seit dieser Zeit ist der heute in Rembrücken verbreitete Name Subtil anzutreffen.
Im Jahre 1670 ergab eine Volkszählung für Rembrücken in 13 Herdstätten 16 Männer und 14 Weiber mit 14 Söhnen und 17 Töchtern; der Ort hatte sich somit wieder leidlich vom Krieg erholt.
1771 waren in Rembrücken 22 Männer fronpflichtig, davon 19 mit Zugtieren. In Fronarbeit wurde u.a. von den Leibeigenen des Amtes Steinheim die Mauer der Fasanerie in Großauheim errichtet.
In den nächsten Jahrzehnten hat sich Rembrücken trotz häufiger Kriegswirren und Schäden durch durchziehende Truppen in begrenztem Maße aber doch positiv entwickelt. So betrug die Einwohnerzahl im Jahre 1826 170 Personen, 1837 waren es bereits 193 Erwachsene. Auch der Viehbestand mit mehr als 100 Rindern deutet auf bescheidenen Wohlstand. Da keine Zeugnisse über das Leben der Menschen in Rembrücken in diesen Jahren vorliegen, sind wir auf diese nüchternen Zahlen angewiesen.
Aus den vorliegenden Dokumenten erhält man den Eindruck, dass die Rembrücker zu Beginn des 19. Jahrhunderts immer stärker nach Eigenständigkeit strebten. Zu dieser Zeit hat sich auch die politische Landschaft verändert: Kurmainz wurde säkularisiert und die Region fiel an das großherzogtum Hassen-Darmstadt.
Über die Kirche, die Schule und den Friedhof war Rembrücken am Ende des 18. Jahrhunderts eng mit Weiskirchen verbunden. Doch mit dem Bau der Kapelle 1756 hatte man zwar ein eigenes Gotteshaus, allerdings ohne Pfarrer. Auf dem Weiskircher Friedhof hatten die Rembrücker ein eigenes Gräberfeld durchgesetzt, über die Kosten dieses Gräberfeldes gab es einen langen Streit. Erst 1868 konnte ein eigener Friedhof am Ortsrand von Rembrücken realisiert werden konnte. Als im Jahre 1837 Weiskirchen seine alte Schule verkaufte, beantragte der Rembrücker Bürgermeister Löw beim Kreisamt einen Anteil aus dem Verkaufserlös. (Über den Erfolg des Begehrens ist nichts bekannt). Ein eigenes Schulhaus konnte Rembrücken im Jahre 1837 errichten.
Mit Hainhausen war Rembrücken ab 1800 über eine gemeinsame Bürgermeisterei verbunden; in Hainhausen vertrat ein 1. Beigeordneter quasi als Bürgermeister die Interessen Rembrückens. Doch auch mit Hainhausen gab es einen Streit über die Reparatur der Brücke über den Bauerbach (bei den Stegwiesen); nach vier Jahren verlor Rembrücken den Prozess und musste mit 12 Gulden und 35 Kreuzer allein für die Kosten aufkommen. Dies führte dazu, dass 1835 Rembrücken den Antrag beim Kreisamt stellte, eine eigene Bürgermeisterei einzurichten, was im März 1836 genehmigt wurde. Am 12. April 1837 wurde daraufhin durch die Gemeinderäte Valentin Groß, Michael Subtil, Wilhelm Kuhn, Johann Sattler, Christian Rudolph, Adam Graf, Johann Paul, Lorenz Sattler und Andreas Sattler der bisherige Beigeordnete Nikolaus Löw zum ersten Bürgermeister in Rembrücken gewählt.
Mit einer gewissen Berechtigung kann man somit den April 1837 als die Geburtsstunde der selbständigen Gemeinde Rembrücken ansehen.